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Emotionales Schema und therapeutische Aufgabenstellungen (ausführlicher Artikel)

Emotionales Schema Grafik

Hauptaufgabe der Therapie: Empathische Erkundigung des Innenlebens

Die (personzentrierte) Exploration des Selbst mit Hilfe des Therapeuten macht etwa die Hälfte (bis 100%) einer jeden Therapie aus. Die Selbstexploration ist an für sich ein sehr hilfreiches Mittel, psychische Belastungen, Problemsituationen und Persönlichkeitsmerkmale zu verändern. Dazu kommt, dass sie für alle andern, mehr spezifischen Aufgabenstellungen die Voraussetzung darstellt (siehe unten). Diese Aufgabenstellungen ergeben sich aus emotionalen Verarbeitungshinweisen (markers of emotional processing im Sinne der EFT. Untenstehend finden Sie eine Liste solcher Aufgabenstellungen.

Die Selbstexploration ermöglicht das Erkunden und Erforschen von emotionalen Schemas bezüglich einer problematischen Situation, eines Problemempfindens oder Persönlichkeitsaspekt. Dabei entsteht eine Vertiefung des Erlebens und eine Integration neuer Aspekte, die bislang nicht im Gewahrsein (Bewusstsein) aufgetaucht sind oder abgewehrt werden.

Emotionales Schema

Man kann vier Bereiche eines emotionalen Schemas ausmachen: Motivation/Bedürfnisse/Handlungstendenzen (1), unmittelbare Wahrnehmung der Situation sowie Erinnerungen (2), körperlich-physisches Empfinden der Problemsituation sowie non-verbaler Ausdruck davon (3) und Wertungen/Werte/Erwartungen/Kognitionen (4). Eine Therapie behandelt letztlich immer emotionale Schemas. Die Summe aller gleichzeitig aktivierten emotionalen Schematas widerspiegelt das, was wir als inneres Erleben wahrnehmen (können).

Spezifische Aufgaben in einer Therapie im Umgang mit emotionalen Schemas

Es gibt verschiedene spezifische Aufgabenstellungen, welche ich im folgenden separat darstelle. Einige davon haben auch spezifische Methoden zur Behandlung, andere werden mittels der oben geschilderten Selbstexploration bewältigt. Um mit Emotionen arbeiten zu können, braucht es die dazu jeweils richtige "Arbeitsdistanz". Wenn Emotionen zu intensiv sind (überwältigend - unterreguliert) , dann muss zu ihnen Distanz geschaffen werden. Sind Emotionen zu kontrolliert (überreguliert, "weit weg"), dann müssen sie in geeigneter Form aktiviert, also näher herangeholt werden. Übungen zur Distanzierung wie auch zur Aktivierung sind sehr häufig. Sie bilden ebenso eine wichtige Vorarbeit für den weiteren Prozess.

Empathisches Bestätigen bei Verletzlichkeiten

Subkjektive Gefühle der Scham und das Gefühl, "nicht normal zu sein/zu reagieren" können nur sehr behutsam exploriert werden. Klienten können Verletzlichkeiten aufweisen, die sie im Alltag unter Verschluss halten, manchmal das ganze Leben lang. Verletzlichkeiten werden vom Therapeuten als solche anerkannt und bestätigt. Die Vertiefung und Exploration geschieht von alleine, wenn sich der Klient sicher fühlt. Der Klient kann dann erfahren, dass seine Verletzlichkeit akzeptierbar und verstehbar wird.

Therapeutische Allianz bilden

In einer Therapie ist es wichtig, dass zwischen Klient und Therapeut ein Arbeitsbündnis aufgebaut werden kann. Fehlt dies, so kann die Therapie nicht wirklich voranschreiten oder wird abgebrochen. Das Bündnis beinhaltet einen Konsens darüber, woran man wie arbeiten möchte. Manchmal entstehen Probleme mit dem Arbeitsbündnis aufgrund grundsätzlich negativer Einstellungen zu Emotionen überhaupt. Dann gilt es, gemeinsam zu thematisieren, was "Emotionen haben" überhaupt bedeutet. 

Freiraum schaffen - Focusing

Freiraum schaffen ist eine Form von Focusing respektive eine Vorstufe davon. Focusing ist eine Methode, Zugang zu Emotionen zu finden, sie wahrzunehmen und die Bedeutung im Zusammenhang mit seiner ganzen Person zu erkennen. Beim Focusing kann es beispielsweise darum gehen, dass der Klient entweder emotional sehr viel auf einmal wahrnimmt oder gar keinen emotionalen Zugang zu seinen Themen empfindet (Gefühl der Leere zum Beispiel). Diese Aufgabenstellung ist eine häufige.

Grundsätzliches Zulassen und Ausdrücken von primären Emotionen

Wie schon in der spezifischen Aufgabe "Allianzbildung" erwähnt, ist eine neutrale, ja positive Einstellung zu Emotionen eine wichtige Voraussetzung, um psychotherapeutisch zu arbeiten. Umso mehr gilt das für das Zulassen und Ausdrücken von Emotionen an und für sich. Eine spezifische Aufgabe kann darin bestehen, das Zulassen und Ausdrücken von Emotionen zu lernen unter Einbezug biografischer Hintergründe, welche meist eine grosse Rolle spielen bei der Unterdrückung jeglicher Emotionalität. Absichtliches Ausprobieren und spielerisches Ausdrücken von Emotionen, um überhaupt zu erfahren, worum es bei Emotionalität geht, ist hier wichtig.

Erneutes Verarbeiten von traumatischen Situationen

Diese spezifische Aufgabe gilt es dann zu bewältigen, wenn der Klient ein Trauma erlebt hat. Wiedererzählen als spezifische Aufgabe kennzeichnet sich vor allem dadurch aus, dass sich der Klient Schritt für Schritt an die Ereignisse annähert (Situation mit allen Details, Vorher-Nachher-Szenerie, etc.), um am Trauma dranzubleiben (statt flüchten zu müssen oder nur abzuwehren). Dadurch entstehen neue Bedeutungszusammenhänge, der Klient gewinnt an innerer Stärke. Es gelingt die notwendige Ausdifferenzierung des "klumpenhaften" Traumaerlebens in verschiedene emotionale Schemas. Der Weg dahin ist oft schwierig und erfordert Langsamkeit und tiefe Empathie. Verschiedene Zwischenaufgaben sind meist nötig (siehe Zwei-Stuhl-Aufgaben unten).

Arbeit an der Bedeutung (Bedeutungsprotest) und am Sinn

Unter anderem aufgrund von Traumatisierungen, aber auch aufgrund anderer einschneidender Erfahrungen können tief verankerte Überzeugungen zum Leben und zu Mitmenschen in Frage gestellt werden. Dennoch hält die Klientin daran fest. Das Festhalten an "cherished beliefs" oder tief verankerten Überzeugungen kann Leiden verlängern. Durch eine spezifische Exploration wird es für den Klienten erfahrbar, dass ehemals tief verankerte Überzeugungen flexibler gehandhabt werden können, so dass sie als Quelle der Aufrechterhaltung von psychischem Leiden versiegen.

Verstehen von problematischen Reaktionen

Oft schildern Klienten, dass sie auf eine bestimmte Art reagiert haben und sich dabei selber fremd vorgekommen sind, sich nicht verstehen und überrascht sind ab der eigenen Heftigkeit der Reaktion. Es scheint, als ob es keine Verbindung gäbe zwischen dem äusseren Geschehen und der eigenen inneren Reaktion. Dennoch ist es für die Klientin klar, dass es eine eigene, persönliche Reaktion war, die sie keiner äusseren Quelle zuschreibt. Hier finden Klienten häufig tief verankerte Funktions- und Daseinsweisen wieder. Sie können aber keinen bewussten Zusammenhang mit ihrem Innenleben und ihrer Biografie herstellen. Das Erschliessen dieser Bedeutungszusammenhänge kann das eigene Funktionieren in dieser Welt auf konstruktive Weise hinterfragen und neue, psychologisch angepasstere Weisen des (zwischenmenschlichen) Funktionierens hervorbringen.

Zwei-Stuhl-Dialog bei inneren Konflikten (Split)

Methode: Spezifische Methode mit Stühlen, abwechslungsweise benutzt. Direktives Vorgehen durch den Therapeuten. Darstellen und Verbalisieren von inneren, mehr oder weniger bewussten Dialogen (innere unbewusste/vorbewusste Konflikte, die zu Symptomen führen).

Inhalt: Diese spezifische Aufgabe ist eine der wichtigsten Vorgehensweisen überhaupt, um innere Konflikte und Anspannungen, die sich z.B. in depressiven Symptomen oder Angstsymptomen äussern, zu bearbeiten. Es gilt, konfligierende Selbstanteile (emotionale Schematas) zu verändern. Einer der Selbstanteile ist i. d. R. einschüchternd, hat oft vernichtende Selbstbewertungen und macht den natürlichen Bedürfnissen und Handlungstendenzen den Gar aus. Es gilt, den inneren negativen (ängstlichen) Kritiker kennenzulernen. Er muss hören, welche Bedürfnisse er nicht wahrnimmt und welche Gefühle er (im andern, mehr erlebensbezogenen Selbstanteil) ignoriert. Gleichzeitig muss aber auch die Angst, das Kontrollbedürfnis, die wertende Strenge etc. richtig verstanden und gewürdigt werden.

Zwei-Stuhl-Dialog bei Selbstunterbrechungen im emotionalen Wahrnehmen und Ausdrücken

Methode: Zwei Stuhl-Methode. Es gilt sich bewusst zu werden, auf welche konkrete Weise die Unterbrechung des emotionalen Ausdrucks hergestellt wird. Oft braucht es dazu ein Gewahrsein der automatisierten psycho-physischen Prozesse (Atem anhalten, Muskeln anspannen, Faust machen, Arme verschränken, Blick abwenden etc.). Auch finden mentale Prozesse der Emotionsblockierung statt.

Inhalt: Im Unterschied zur grundsätzlichen Schwierigkeit, Emotionalität überhaupt zuzulassen, sind hier spezifische Emotions-
unterdrückungen gemeint.

Leere Stuhl-Arbeit bei unerledigtem Erleben: Vergangenheit überwinden

Methode: Der Klient sitzt einem leeren Stuhl gegenüber und stellt sich vor, wie darin eine für ihn bedeutsame andere Person aus seinem Leben sitzt (häufig Eltern, aber auch der Chef, die Ex-Partnerin, das eigene Kind, Geschwister etc.). Dabei wird der innere Dialog "nach aussen" gekehrt, welcher meist vorbewusst oder unbewusst stattfindet zwischen der verinnerlichten andern Person und einem selbst. Es geht hier oft darum, wieder ein Gefühl der Stärke zu gewinnen oder darum, Verantwortlichkeiten zuzuweisen und Abgrenzungen klar vorzunehmen.

Inhalt: Im Leben hat es bei jedem wichtige Bezugspersonen, die einem unter Umständen Leid angetan haben oder unter denen man gelitten hat. Es bleibt diesbezüglich oft ein Groll und eine Wut zurück, die aber einem nicht weiterhilft. Inhaltlich geht es um Abgrenzung von der Vergangenheit, um ein Wiedererstarken und eventuell auch um Vergeben können, um mit dem unerledigten Erleben abzuschliessen.

** Quelle: Praxishandbuch der Emotionsfokussierten Psychotherapie. Robert Elliott, Jeanne C. Watson, Rhonda N. Goldman, Leslie S. Greenberg (2008)

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